König Matthias Corvinus von Ungarn


*23.2.1443 bis †6.4.1490

Biographie

Der ungarische König Matthias Corvinus war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts der große Gegenspieler Kaiser Friedrichs III. und regierte in den 1480er Jahren als Landesfürst über den Großteil Niederösterreichs. Matthias war der jüngere Sohn von János Hunyadi, einem "homo novus" in der ungarischen Aristokratie, der zum langjährigen Gubernator Ungarns aufstieg und mit seinem Sieg über die Osmanen 1456 in Belgrad zur Legende wurde. Der Beiname "Corvinus" rührt vom Wappen der Familie Hunyadi her, ein Rabe (lat. corvus) mit einem Ring im Schnabel.

Matthias wurde in Klausenburg (Kolozsvár) geboren, erhielt eine gute Erziehung und wurde schon als Kind mit einer Tochter des Grafen Ulrich von Cilli verlobt, um die verfeindeten Hunyadi und Cilli auszusöhnen. Seine Braut starb allerdings noch vor der Hochzeit. Als sein Vater kurz nach dem Sieg über die Osmanen 1456 starb, wurde sein fast zwölf Jahre älterer Bruder Ladislaus Oberhaupt der Familie und erbte die väterliche Würde eines Generalkapitäns von Ungarn. Der Machtkampf mit Graf Ulrich von Cilli, dem engsten Ratgeber des jungen ungarischen Königs Ladislaus Postumus, gleichzeitig Herzog von Österreich und König von Böhmen, führte wenige Monate später zur Ermordung Ulrichs von Cilli durch Ladislaus Hunyadi in Belgrad (09. 11. 1456). König Ladislaus ließ Ladislaus Hunyadi hinrichten sowie Matthias gefangen nehmen (u. a. Haft auf Burg Gutenstein, später Prag). Nach dem unerwarteten Tod des Königs im November 1457 wurde Matthias auf Betreiben des böhmischen Gubernators Georg von Podiebrad freigelassen und knapp zwei Monate später, am 24. Jänner 1458, zum ungarischen König gewählt. Eine Gruppe adeliger Magnaten wählte allerdings ein Jahr später, am 17. Feburar 1459, Kaiser Friedrich III. zum Gegenkönig.

Matthias konnte sich aber innenpolitisch durchsetzen, gestützt auf väterlichen Ruhm sowie Macht und Reichtum seiner Familie und die Hilfe Georgs von Podiebrad, dessen Tochter Katharina er heiratete. Im Mittelpunkt der Außenpolitik stand der Kampf gegen das sich scheinbar unaufhaltsam ausbreitende Osmanische Reich im Süden, wo ihm die Rückeroberung Bosniens gelang. Gleichzeitig kämpfte er gegen hussitische Söldner in Nordungarn und die Parteigänger Kaiser Friedrichs III. in Westungarn. Mit Friedrich III. schloss er 1463 den Frieden von Ödenburg/WienerNeustadt. Der Vertrag setzte die Übergabe der seit 1440 in Verwahrung Friedrichs III. befindlichen Stephanskrone an Ungarn fest, gestand Friedrich die Führung des Titels eines ungarischen Königs auf Lebenszeit zu und sicherte erstmals den Habsburgern ein Recht auf die Nachfolge, sollte Matthias keine legitimen Nachkommen haben.

Am 29. März 1464 konnte sich Matthias mit der Stephanskrone in Stuhlweißenburg (Székesfehérvar) krönen lassen und sicherte damit seine rechtliche Stellung. Durch umfangreiche Reformen auf dem Gebiet der Finanzen, des Heerwesens, der Rechtsprechung und der Verwaltung festigte er unter Zurückdrängung des Einflusses der Magnaten die zentralistische Macht und regierte, umgeben von Humanisten und Gelehrten, als glänzender Renaissancefürst. Außenpolitisch verfolgte er die Anerkennung seines Königtums und die Erweiterung seiner Macht durch Expansionspolitik gegen Böhmen, das Osmanische Reich und Österreich. Von den katholischen Ständen 1469 zum böhmischen König gewählt, kämpfte er gegen seinen Schwiegervater Georg von Podiebrad und nach dessen Tod gegen den nun von den böhmischen Ständen zum König gewählten Jagellonen Wladislaw, der 1477 von Kaiser Friedrich III. mit den Ländern der böhmischen Krone belehnt wurde.

Matthias marschierte an der Spitze eines Heeres und in Begleitung seiner zweiten Gemahlin Beatrix von Aragon in Österreich ein. Die meisten österreichischen Städte kapitulierten, einige wie Krems und das belagerte Wien, leisteten erfolgreich Widerstand. In den Friedensschlüssen von 1477/1478 sicherte sich Matthias die Herrschaft über Mähren, Schlesien und die Lausitz und den nominellen Titel eines Königs von Böhmen. Kaiser Friedrich III. wurde zu einer Zahlung von 100.000 Gulden verpflichtet. Die Zahlungsrückstände waren Anlass eines neuerlichen Krieges. 1484 kapitulierten Bruck an der Leitha und Korneuburg, 1485 Wien. Nach seinem feierlichen Einzug in Wien am 1. Juni 1485 huldigten ihm die Stände Österreichs unter der Enns (24. Juni). Fortan führte Matthias auch den Titel eines Herzogs von Österreich.

Kaiser Friedrich III. hatte sich inzwischen nach Linz zurückgezogen. Bis 1487 wurde mit Unterstützung zahlreicher österreichischer Adeliger ganz Niederösterreich mit Ausnahme von Krems erobert, am 17. August kapitulierte auch das hartnäckig verteidigte Wiener Neustadt. Matthias residierte bevorzugt in Wien, wo er in der Burg (heute Schweizertrakt der Hofburg) aufwändig Hof hielt. Im April 1490 starb er unerwartet an einem Schlaganfall. Sein Leichnam wurde nach Stuhlweißenburg überführt, Königin Beatrix und der Hofstaat begaben sich noch im selben Monat nach Ungarn.

Matthias hinterließ keinen legitimen Erben, seine beiden Ehen waren kinderlos geblieben. Schon zu Lebzeiten hatte er sich daher um die Anerkennung der Nachfolge seines unehelichen Sohnes Johannes Corvinus (geb. 1473) aus der Beziehung mit der aus Stein stammenden  Bürgerstochter Barbara Edelpöck bemüht, der sich aber als Nachfolger nicht durchsetzen konnte. Die ungarischen Stände entschieden sich am 15. Juli 1490 für den böhmischen König Wladislaw aus dem Haus der Jagellonen, der zwar, so wie Matthias Corvinus, den Titel eines Herzogs von Österreich führte, sich aber gegenüber dem Reichsheer des Kaisersohnes Maximilian I. nicht behaupten konnte. Noch im August 1490 zog Maximilian kampflos in Wien ein. Mit dem am 7. November 1491 von Wladislaw, Maximilian und Friedrich III. unterzeichneten Frieden von Pressburg wurde der Krieg und die ungarische Herrschaft in Österreich endgültig beendet.

An dieses ungarische "Zwischenspiel" in der niederösterreichischen Geschichte erinnert der berühmte "Corvinusbecher" im Stadtmuseum Wiener Neustadt, ein Prunkpokal des 15. Jahrhunderts, der nach alter Tradition mit dem ungarischen König verbunden wird. Der zweite, kleinere "Corvinusbecher" ist der Pittener Becher, der Überlieferung nach ein Geschenk des Königs an den Pittener Hauptmann Wolf Teufel im Jahr 1485.